Rosa und Jakob Oppenheimer
Bei fünf Kunstwerken, von denen heute noch vier im Museum
Rietberg sind, hat sich herausgestellt, dass Eduard von der Heydt
sie auf einer Auktion bei Paul Graupe in Berlin (22. und 23. März
1935), wo die Bestände der Firma Dr. Otto Burchard & Co in
Liquidation zur Versteigerung kamen, erworben hat. Die jüdischen
Eigentümer Rosa und Jakob Oppenheimer, die neben der Galerie
Burchard weitere Kunsthandlungen und damit einen umfangreichen
Kunsthandelskonzern besassen, mussten bereits Anfang 1933 vor den
Nationalsozialisten fliehen und ihr Firmenimperium aufgeben. Ihr
ganzer Konzern wurde von den Nationalsozialisten zerschlagen und
die Bestände versteigert. Nach Verhandlungen mit der Vertreterin
der Erbengemeinschaft Oppenheimer hat das Museum Rietberg die vier
Objekte in der Höhe des Handelswertes der Objekte entschädigt.
Zur Provenienz der Südsee-Sammlung
Im Jahr 2011 befasste sich die
Provenienzforscherin des Museums, Esther Tisa, vor allem mit der
Südsee-Sammlung. Sie hatte aufgrund einer Einsichtnahme in die im
Völkerkundemuseum Hamburg archivierten Geschäftsbücher der Firma
J.F.G. Umlauff, eines der wichtigsten Ethnographica-Händler vom
Beginn des 20. Jahrhunderts, bisher unbekannte Fakten über die
Provenienz der Südsee-Sammlung von Eduard von der Heydt gewinnen
können. So geht aus diesen Akten hervor, dass von der Heydt am 22.
Februar 1926 bei Umlauff in Hamburg mehr als 1000 ozeanische
Objekte erworben hat. Die schönsten Stücke dieser Erwerbung –
Masken, Figuren, Schilde, Nackenstützen sowie Tanzhandhaben – hat
von der Heydt nur drei Monate nach dem Kauf als Leihgaben in die
Ausstellung «Südsee-Plastiken» gegeben. Diese Ausstellung wurde vom
berühmten deutschen Kunsthändler Alfred Flechtheim (1878–1937)
unter Flechtheims Namen zwischen Mai 1926 und Anfang 1927 an
mehreren Orten, darunter auch im Kunsthaus Zürich, ausgestellt. Das
Vorwort zum Katalog verfasste der Kunsthistoriker Carl Einstein
(1885–1940).
Eduard von der Heydt, der wenig Interesse an seiner
Südseesammlung zeigte, versuchte nach dieser Ausstellungstournee
die Sammlung über die Galerie Flechtheim zu verkaufen. Dies gelang
jedoch nicht. Während des Krieges gingen von der Südsee-Sammlung
über 200 Objekte in Frankreich bei der Evakuierung aus Paris
verloren, weitere mehrere Hundert Objekte verschenkte Eduard von
der Heydt in der Nachkriegszeit an Museen, wo die Objekte als seine
Leihgaben in der Zwischenzeit gelagert und ausgestellt waren, so
unter anderem nach Paris, Köln und St. Gallen. Das Museum Rietberg
verwahrt heute nur noch einen Restbestand der ursprünglichen, 1926
erworbenen Südsee-Sammlung von Eduard von der
Heydt.
Der Tages-Anzeiger publizierte am 26. August 2011
einen Artikel mit dem Titel «Zeigt das Museum Rietberg Raubkunst?»
und bezog sich auf Südsee-Objekte des Museums, die ursprünglich
nicht Eduard von der Heydt, sondern Alfred Flechtheim gehört hätten
und die dem jüdischen Kunsthändler unrechtmässig infolge seiner
Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime abhanden
gekommen seien. Das wichtigste Forschungsergebnis, dass von der
Heydt diese Stücke 1926 erworben hatte und ihm gehörten, blieb
unerwähnt. Um dem Vorwurf und dem Verschweigen unseres wichtigen
Forschungsergebnisses entgegenzutreten, veranstaltete das Museum
Rietberg am 31. August eine Medienkonferenz. Sowohl der
Tages-Anzeiger wie auch die Neue Zürcher Zeitung stellten tags
darauf die vom Museum Rietberg präsentierte Faktenlage dar.